15. Marienberger Klausurgespräche

Vom Umgang mit Besitzständen, Veränderungen und Werten in der gegenwärtigen Krise

15. Marienberger Klausurgespräche, 25.–27. März 2010

Freiheit! – welch ein unerhörtes Wort. Erfahren als Vibration, als Ekstase und Energie, war und ist es Antrieb und Kompass des Lebens gleichermaßen. Bestens bekannt in seinen Anrechtsformen: denn wer reklamierte nicht Freiheit unentwegt und allenthalben für sich ein, fristen seine pflichtseitigen Aspekte indes ein eher kümmerliches Schattendasein. Rosa Luxemburg wusste um ihre Grenzen, die mit der Freiheit der anderen beginnen. Auf diesem feinen Spiel von Nähe und Distanz beruht das gesellschaftliche Zusammenleben und die Kultur der Moderne; wo sie verletzt werden, geschieht Unrecht. Nun ist Freiheit als das allzu Selbstverständliche (für uns Heutige) selbst ein stets gefährdetes Gut, und vornehmlich gerade dort am stärksten, wo es lauthals meist verteidigt wird. Die Beispiele hierzu sind Legion – und die Debatte um die Pressefreiheit in Italien ein tristes Beispiel unserer Tage. Jedes Mal neu zeigen sie dafür: Freiheit geht vom Einzelnen aus; sie ist unauflösbar an die souveräne Persönlichkeit gebunden. Doch was macht diese frei, und wozu? Und überhaupt, welche Antworten verlangt uns Freiheit ab? Und zu welchem Zwecke? Fragen, denen wir am Anfang eines wohl turbulenten Jahrzehnts in der Jubiläumsausgabe zur 15. Wiederkehr der Marienberger Klausurgespräche nachgehen wollen.

Verantwortete Freiheit: Wir „wissen“, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Aber was unternehmen wir dagegen? Wir ahnen, dass unsere materiellen Ressourcen nicht für das ewige Wachstum geschaffen sind, dass Entgrenzung nicht ein Mehr an Freiheit bringt, sondern diese selbst einschränkt, wie Kurt Biedenkopf anlässlich seines Festvortrages zum 10-jährigen Bestehen der Marienberger Klausurgespräche 2005 eindrucksvoll erinnert hatte. Doch Politik und Wirtschaft setzen, gegenwärtig mehr denn je, unverdrossen auf Wachstum, so als würden die verbrauchten Losungen von gestern, die ins Heute führten, noch für morgen gelten können!

Mit der Klausur „Verantwortete Freiheit“ stellen wir die Frage nach der Freiheit, in der wir auf die Herausforderungen unserer Zeit zu antworten haben, erneut und neu: Welcher Kräfte und Vermögen bedarf es, um unter den gegenwärtigen Bedingungen das Angemessene und Vernünftige zu tun? Was ist von uns gefordert, wenn augenscheinlich das Notwendige nicht ausreicht? Wie können wir das Mögliche wagen? Welche Antworten erschließen uns die Auswege in eine neue Wohlstandsentwicklung, die im Besser statt Mehr gründet? Welche Verbündeten brauchen wir dazu – und welche neuen Bündnisse müssen wir neben den alten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft schließen – mit der Kunst, den uns fremden Kulturen, dem Traum, den Religionen, um weiter am Ziel einer Leistungsgesellschaft der solidarisch Gleichen zum Zwecke des allgemeinen Wohlstands und der Entfaltung aller Einzelnen zu einem guten Leben zu arbeiten?

Aus Anlass des kleinen 15-jährigen Jubiläums ist wieder eine samstägliche Festveranstaltung geplant, die das Marienberger Klausurthema zusammenfasst und zu dem neben den KlausurteilnehmerInnen 2010 auch alle früheren als Gäste einladen werden. Als Festredner sind Prof. Dr. Walter Lorenz, Rektor der freien Universität Bozen, und Alois Glück; Bayerischer Landtagspräsident a.D., vorgesehen. Ersterer hat unlängst durch ein „Soziales Manifest“ aufhorchen lassen, letzterer legte just dieser Tage eine wegweisende Publikation („Warum wir uns ändern müssen: Wege zu einer zukunftsfähigen Kultur“) zu unserem Klausurthema „Freiheit“ vor und hat 2007 mit seiner viel beachteten Berliner Rede „Wie können wir morgen leben?“ das Kernanliegen der Marienberger Klausurgespräche fragend auf den Punkt gebracht.

Hier das Programm.